Feedback-Kultur: Meistere die Kunst des Feedbacks für dein Team und dich.

Meik Ramey - Product Manager

Als App Entwickler und durch meine intensive Zusammenarbeit mit Kunden weiß ich: ohne Feedback gehts einfach nicht. Ich bin jeden Tag darauf angewiesen. Dennoch überrascht es mich immer wieder, wie selbst nach zahlreichen positiven Rückmeldungen ein kritisches Wort dennoch wie ein kleiner Stich ins Herz wirken kann. Tatsächlich tut Feedback manchmal einfach weh.

In diesem Artikel lade ich dich ein, meine persönlichen Strategien und das Mindset zu entdecken, die mir im Laufe der Zeit geholfen haben, konstruktiv mit Feedback umzugehen und das Beste daraus zu schöpfen. Am Ende des Artikels teile ich erprobte Interventionen mit dir, die nicht nur dir, sondern auch deinem Team dabei helfen werden, mit Feedback auf eine souveräne Weise umzugehen.

Warum Feedback manchmal wehtut

Egal in welchem Bereich wir arbeiten, wir werden ständig mit Feedback konfrontiert, sei es von Kunden, CO-Workern, der Führungskraft oder dem letzten Airbnb-Host. Wir bekommen immer mehr Feedback und das in immer kürzeren Abständen.

Ob wir nun Feedback Profis sind, oder nicht, es kommt nicht von ungefähr, dass für die allermeisten Kritik purer Stress bedeutet. Das hat nichts mit unserer Empfindsamkeit oder Perfektionismus zu tun – das Ganze ist einfach Biologie. Wir verbinden Kritik mit Ablehnung und Ablehnung aus der Gruppe hat bei unseren Vorfahren den Tod bedeutet. Wenn wir kritisiert werden und unser Hirn das Ganze als Ablehnung auslegt heißt es “Feuer Frei – Survival Instincts”. Und was es heißt, wenn diese Insticts reinkicken, haben wir alles schon mal erlebt: Fight or Flight. In Feedback Situationen ist das häufig so. Beide Reaktionen habe ich genauso am eigenen Körper „erlebt”. Dann packe ich die Boxhandschuhe aus und hole zum großen Rundumschlag aus. Selbst wenn ich das Feedback eigentlich annehmen würde, sehe ich rot und werde defensiv, gebe anderen die Schuld oder stelle direkt alle Kompetenzen des Teams in Frage. Anderes Extrem, ich will mir einen Unsichtbarkeitsumhang überwerfen und einfach aus der Situation verschwinden. Das Feedback trifft mich volle Breitseite, ich bekomme hektische Flecken, werde ganz klein und still. Ich bin mir sicher, wir alle haben schon mal so auf Feedback reagiert, gerade in einer größeren Runde. Und sprechen wir es offen an: oft ist das Feedback, dass wir bekommen nicht hilfreich, sondern einfach nur verletzten. Wir können nur bedingt beeinflussen, wie das Feedback andere gestaltet ist. Wie wir mit dem Feedback umgehen und wie wir es einordnen, liegt aber in unserer Hand. Theresa Maxeiner bringt es in ihrem Buch “Danke für nix!” auf den Punkt:

Was immer dir Menschen als Feedback mitgeben, du entscheidest, ob diese Rückmeldungen für dich Gift oder ein Geschenk sind. Du kannst wählen und entscheiden. Immer! Es geht nicht um den Täter, sondern darum, dass du nie Opfer bist.

Diesen Impuls wollen wir aufnehmen und schauen uns die Strategien als Feedbacknehmer genauer an.

Die Kunst des zielgerichteten Feedbacks: Die richtigen Quellen anzapfen

Wenn es um Feedback geht, gibt es viele Nuancen zu bedenken. Welche Faktoren beeinflussen die Art und Weise, wie Rückmeldungen gegeben werden? Ist es angemessen, ein Produkt oder eine Dienstleistung mit einem Preisunterschied von fünffacher Höhe zu vergleichen, ohne den Preis selbst in die Bewertung einzubeziehen? Ist das Urteil einer Person, die zum ersten Mal einen Elevator Pitch hört, gleichwertig mit dem einer erfahrenen Investorin aus dem Silicon Valley? Kann jemand, der einfach kein Faible für italienische Küche hat, wirklich meine Bolognese gerecht beurteilen? (Ja, solche Menschen gibt es tatsächlich!)

Es wird schnell deutlich, dass wertvolles Feedback gewisse Kriterien erfüllen muss. Der Schlüssel liegt darin, die richtigen Personen nach ihrem Urteil zu fragen.

Effektive Feedbackgeber zeichnen sich durch ihre Expertise aus, sind scharfe Beobachter, nutzen angemessene Vergleichsmaßstäbe und können die Kriterien nennen, die ihrer Bewertung zugrunde liegen. Im besten Fall können diese Rückmeldungen sogar deine persönliche Weiterentwicklung berücksichtigen. Dies verdeutlicht, dass das Feedback einer sorgfältig ausgewählten Einzelperson im Zweifelsfall wertvoller sein kann als das einer großen Gruppe. Wenn unser Ziel also persönliches Wachstum und Weiterentwicklung ist, liegt es an uns, gezielt ausgewählte Personen um Feedback zu bitten. Dies ermöglicht uns, auf eine präzise Art und Weise zu lernen und zu wachsen.

Schau auch auf die Menschen hinter dem Feedback

Selbstverständlich haben wir nicht immer die Freiheit, unsere Feedbackgeber auszuwählen. Es ist ebenso wichtig zu bedenken, dass die Menschen, die uns Rückmeldungen geben, in erster Linie Menschen sind – mit ihren eigenen Stimmungen und Einflüssen im Gepäck. Denke daran, wenn dein Chef gerade aus einer überfüllten Bahn gestiegen ist und sich dabei auch noch mit Kaffee bekleckert hat, wird das Feedback, das er dir gibt, höchstwahrscheinlich anders ausfallen als nach einer entspannten Zeit von zehn Tagen an der Côte d’Azur. Daher ist es unklug anzunehmen, dass Feedback von Natur aus objektiv ist.

Zusätzlich zu ihrer Tagesverfassung und ihren Emotionen tragen Feedbackgeber oft die Einflüsse ihrer Umgebung in ihre Bewertungen ein. Ein Projektmanager, der unter starkem Druck steht, wird beispielsweise eher dazu neigen, nur positive Signale zu senden, um Verzögerungen zu vermeiden – unabhängig von seiner tatsächlichen Meinung. Aber damit nicht genug! Es kommt sogar häufig vor, dass Feedbackgeber ihre eigenen Unsicherheiten und Defizite auf dich übertragen.

Welche Auswirkungen hat das auf dich? Mache dir nicht ständig den Kopf darüber, wie andere deine Arbeit bewerten, und binde dein Selbstwertgefühl nicht ausschließlich an die Meinungen anderer. Lasse die aktuellen Probleme und Launen deiner Mitmenschen nicht deinen ganzen Tag beeinflussen. Wir haben gerade erkannt, dass wir nicht davon ausgehen können, dass das Feedback, das wir erhalten, objektiv ist. Außerdem liegt oft eine Überbetonung des Negativen vor. Kritik zu üben, fällt einfach leichter – besonders in deutschen Büros, wo es zur Gewohnheit geworden ist, eher das Negative anzusprechen (ich erspare uns die passenden Sprichwörter an dieser Stelle).

Positives Feedback als Energiequelle nutzen

Du kennst das sicherlich: Du hast gerade einen Workshop geleitet, die Runde eröffnet das Feedback und du wirst von allen Seiten mit Lob überschüttet. Klingt toll, oder? Aber seltsamerweise kann es sich manchmal anfühlen, als müsste man positives Feedback „aushalten“. Wir zweifeln daran, ob die lobenden Worte wirklich ernst gemeint sind. Wir denken vielleicht: „Sagen sie das nur, um nett zu sein?“ Oder wir fixieren uns auf das eine Stück kritischen Feedback: „Das muss ich unbedingt verbessern, das ist peinlich.“

Aber warum sollten wir uns das gute Gefühl eines „Job well done“ verderben lassen? Es ist völlig in Ordnung, positive Rückmeldungen zu genießen, anstatt hinter jeder freundlichen Bemerkung eine verborgene Agenda zu vermuten oder uns nur auf das Negative zu konzentrieren.

Wenn ein Kollege sagt: „Du hast wirklich ein Auge für Gestaltung“, dann meint er das wahrscheinlich auch so und nicht, weil er keine Lust hat, die nächste Grafik zu erstellen. Genieße solche Momente, denn sie sind keineswegs selbstverständlich. Als High-Performer in deinem Team könnte es sein, dass dein außergewöhnlicher Einsatz mittlerweile als normal angesehen wird und die angemessene Anerkennung unter den Teppich fällt. Selbst als Führungskraft geht es dir oft nicht anders. Positive Anerkennung ist manchmal Mangelware. Dies liegt möglicherweise auch daran, dass viele Menschen glauben, es stehe ihnen nicht zu, Lob an ihre Vorgesetzten oder sogar die Top-Führungskräfte auszusprechen.

Also, beim nächsten Mal, wenn du positives Lob erhältst, versuche nicht, es herunterzuspielen, und unterstelle nicht sofort deinem Chef eine versteckte Agenda, die dich zu Überstunden motivieren soll. Genieße einfach den Moment und lasse dich von dieser positiven Bestätigung in deinem Tun stärken.

Krisenmanagement im Online-Bewertungsdschungel

Oh oh, die Alarmsirenen heulen: Du hast eine negative Online-Bewertung für deine Dienstleistung oder dein Produkt erhalten. Ein Stern von fünf, dazu ein paar unzufriedene Worte. Das fühlt sich nicht gerade gut an, oder? Aber hey, die Welt steht deswegen nicht Kopf, und weder deine eigene Existenz noch deine Karriere sind von dieser Bewertung nachhaltig bedroht.

Was kannst du in dieser Situation tun? Versuche, den Grund für die schlechte Bewertung herauszufinden. Reagiere darauf verständnisvoll, aber bestimmt. Vielleicht ergibt sich dadurch die Möglichkeit, dich und dein Produkt erneut zu beweisen. Und wenn nicht, ist das auch kein Weltuntergang. Du könntest versuchen, andere Menschen, von denen du weißt, dass sie deine Dienstleistung oder dein Produkt schätzen, dazu zu bewegen, eine positive Bewertung abzugeben.

Denk daran, selbst etablierte Unternehmen wie unser Team bei Singleton hatten bereits ihre Portion negativer Bewertungen im App Store. Doch durch den Dialog konnten wir Missverständnisse klären und sogar auf Ideen kommen, die uns vorher nicht in den Sinn gekommen wären. Zusätzlich dazu tendieren die meisten Menschen dazu, Rezensionen zu schreiben, wenn sie unzufrieden sind, um ihren Ärger über dich, dein Produkt und vielleicht sogar die ganze Welt Luft zu machen. Mach dir also keine zu großen Sorgen über eine schlechte Bewertung und sieh sie als Chance zur Verbesserung.

Die Feedback-Revolution: Willkommen in der neuen Arbeitswelt

In der heutigen Arbeitswelt hat Feedback eine völlig neue Dimension und Bedeutung erlangt. „Fail fast, fail often“ mag zwar abgedroschen klingen, ist jedoch aus agilen Methoden, Design Thinking und der Softwareentwicklung nicht mehr wegzudenken. Anstelle bis zum letzten Moment zu warten, wenn es eigentlich schon zu spät ist, sind Prototypen, schnelles Feedback zu Arbeitsfortschritten und der Fokus auf den Kunden heute an der Tagesordnung – und das ist zum Glück so!

Natürlich ist es nicht immer einfach, sich ständig dem Feedback-Beschuss auszusetzen. Es erfordert die Fähigkeit, sich persönlich von den Rückmeldungen zu entkoppeln und im Sinne des Teams, des Produkts oder der Dienstleistung zu denken. Denn nur Einzelpersonen und Teams, die diese kontinuierlichen Reibungen aushalten können, bringen wahre Schätze hervor und verabschieden sich frühzeitig von „schlechten Ideen“.

Deshalb ist es wichtig, sich von seinen Ideen zu distanzieren und sie als Teil eines größeren Ganzen zu betrachten. Selbst mit viel Übung kann es immer noch schmerzhaft sein, wenn die Idee, die du für bahnbrechend hältst, auf den Prüfstand gestellt und möglicherweise zerpflückt wird. Hier glänzen Teams, die Feedback sowohl aufnehmen als auch konstruktiv geben können. Sie sind die wahren Vorreiter in dieser aufregenden Feedback-getriebenen Arbeitswelt.

Und was kannst du für dich und dein Team mitnehmen?

Jetzt hast du einiges zum Thema Feedback gelesen, aber diesen Artikel hast du nächste Woche wieder vergessen. Wir bei Singleton Change glauben echte Veränderung kommt vom Machen! Statt diesen Artikel jetzt einfach abzuhaken, fordern wir dich heraus diese 3 Mikrointerventionen in deinem Alltag umzusetzen! So kannst du das Gelesene direkt Umsetzen und der Effekt ist 100% nachhaltiger. Traust du dich?

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